Die ersten Wochen nach einer TRENNUNG sind eine
grauenhafte Zeit. Auf die Beine kommt man aber
schneller, als man glaubt - sofern man sich an
ein paar Grundsätze hält.
Machen: im Unglück baden
Eine verlorene Liebe kann wie eine verlorene Geldbörse sein: Wie etwas, das einem irgendwie abhandenkommt. Sie kann wie ein altes Hemd sein, das man aus Überdruss ablegt. In der ersten Zeit fühlt sie sich eher wie ein abgerissener Finger an. Etwas, das man nicht ersetzen kann und das immer wehtun wird.
Die Probleme sind geklärt, die Aussprachen geführt, der Schnitt vollzogen. Es fühlt sich trotz dem so an, als wäre es nicht vorbei? Dann verwechselt dein Herz das Trauern mit dem Bedauern. Das geht leider jedem Herzen so.
Machen: sich einigeln
Natürlich will die Welt nun wissen, was mit dir los ist. Aber du auch. Und dafür brauchen manche ein paar Tage Isolation. Nimm sie dir und verschwinde: zu deinen Eltern, engen Freunden oder einfach in die Tiefen deiner Wohnung. Telefon und Mailprogramm sind auch dafür da, sie mal nicht zu benutzen.
Diese ungefähre Frist empfiehlt die Mannheimer Psychologin Doris Wolf, die sich in ihrem Buch »Wenn der Partner geht« mit Trennung auseinandergesetzt hat. Bleibt man merklich länger in seiner Höhle, wird es schwierig, wieder aus ihren Tiefen hervorzukriechen. In diesen Tiefen ist es dunkel, und Platz hat dort nur ein Gedanke: Der Ex. Der Ex. Der Ex. Der Ex. Der Ex. Der Ex.
Machen: mit anderen schlafen
Der Verlust einer Liebe bringt einen aus dem Gleichgewicht. Es ist dieses Gefühl, wenn man sich auf etwas abstützen will, das nicht mehr da ist. Konkret gesprochen: Therapeutischen Sex gibt es wirklich. Er hilft, dich vom Expartner wegzukonditionieren. Neue Lippen, neue Haut, und wenn du morgens ein neues Haar auf deinem Kissen findest, ein schwarzes und kein blondes, dann wirst du wissen: Es ist eine neue Zeit.
Räche nicht an denen, die jetzt Haare in deinem Bett hinterlassen, das Leid, das dir mit jemand anderem widerfuhr. Sprich nicht von Liebe, auch wenn du es selbst gern glauben würdest. Du bist auf der Flucht, nicht auf der Suche. Laut einer Umfrage der Vermittlungsagentur ElitePartner sind vier von fünf Frauen erst ein Jahr nach der Trennung offen für eine andere Beziehung. Was die Männer betrifft, fangen 38 Prozent gern gleich etwas Neues an, um die gescheiterte Liebe zu vergessen. Was nicht heißt, dass es funktioniert. »Es ist ein bisschen so, als würde man nach dem Tod seines Kindes sofort ein anderes adoptieren«, meint Kurt Starke. »Daher sage ich: Vorsicht. Die Wunde braucht Zeit zum Heilen. Eine Ferse muss gesund sein, bevor man wieder laufen kann.«
Machen: genießen, was der Expartner gehasst hat
Trag das Kleid, von dem er fand, dass es wie ein Duschvorhang aussieht, zieh mit dem Freund durch die Straßen, den sie verachtete, trink unter der Woche zu viel Bier. Vordergründig mag das ein kindischer Protest sein, aber eigentlich entfaltest du dich neu: Dein Expartner hat deine Bedürfnisse und Wesenszüge nur zum Teil widergespiegelt, also tob dich getrost auf den blinden Stellen aus.
Verkümmerte Neigungen von früher wiederaufleben zu lassen, ist Seelenpflege; welche künstlich zu erschaffen, um dem Expartner eins auszuwischen, ist genauso unsinnig wie aussichtslos. Also treib dir bitte keine Perlenohrringe ins Fleisch, weil dein Ex alle Schnösel hasste, und leg dir auch keine Dreadlocks zu, weil deine Ex im Hosenrock auf Partys ging. Gewisse Gemeinsamkeiten werden euch bleiben. Wäre doch auch seltsam, wenn nicht, ihr wart schließlich mal ein Paar.
Machen: sich neu einrichten
Morgens habt ihr euch immer. An dem Tisch saß. Das Fenster stand nie offen, weil. Wenn du das Bild deiner Exliebe aus dem Kopf bekommen willst, wird es dir helfen, den Rahmen umzubauen. Also die Gewohnheiten, Abläufe, Grundrisse. Stell den Tisch dahin, wo das Sofa stand, oder kauf dir gleich neue Möbel. Und einen Hund. Geh dann eine Stunde früher ins Bett. Ohne den Hund.
In Zeiten emotionaler Verwerfungen neigt man zu Impulshandlungen. Deshalb sollte es Frischgetrennten eigentlich von Rechts wegen untersagt sein, wirklich wichtige Entscheidungen zu treffen. Also lass deinen Mietvertrag erst mal in Ruhe. Deinen Arbeitsvertrag auch. So gründlich kannst du dein Leben immer noch umkrempeln, wenn ein paar Monate vergangen sind.
Machen: mit Freunden über die/den Ex reden
Unbedingt und ausgiebig. Viele Dinge im Leben werden erst wahr, wenn man sie ausspricht. Daher brauchst du deine Freunde, um dir darüber klar zu werden, wie es dir geht und warum. Natürlich auch, um zu erfahren, wie deine Probleme von der Seite aussehen. Und einfach, um unter Menschen zu sein, die weder dein Expartner noch du sind.
Wenn man den Finger zu lange in eine Wunde legt, klebt er irgendwann darin fest. Es wird dir gut tun, auch mal über Fußball oder die Beckhams zu plaudern. Und deinen Freunden auch. Sie können deine Probleme sowieso nur verstehen, nicht lösen. Spätestens nach dem zweiten, dritten Abend sollte mal Trostpause sein. Wozu deine Freunde, auch die ehemals gemeinsamen, sicher nicht da sind: dich mit Nachrichten über deinen Expartner zu versorgen, erst recht nicht über dessen Liebesleben. Gerade Frauen sind da eifersüchtig: Laut einer Gewis-Umfrage missgönnt jede Zweite ihrem Ex eine neue Beziehung, und jede Dritte vermag sich erst zu lösen, wenn sie selbst eine neue Liebe gefunden hat.
Machen: traurige Musik hören
Belle and Sebastian: »Seeing Other People«
George Jones: »He Stopped Loving Her Today«
Selig: »Ohne dich«
Bruce Springsteen: »The River«
Beck: »Lost Cause«
Johnny Cash: »Hurt«
Kings of Convenience: »Stay Out Of Trouble«
Tim Hardin: »Hang On To A Dream«
Das gilt natürlich auch für eure fröhlichen Sommerhits, die jetzt ebenfalls kaum noch Spaß machen. Aber was die ehemals gemeinsamen Lieder nach einer Trennung betrifft, gelten umgekehrte Binsenweisheiten: Geteilte Freude ist halbe Freude, geteiltes Leid ist doppeltes. Übrigens gab es in den 60er Jahren praktisch keine Lieder über Liebeskummer, heute sind die Hitlisten voll davon. Man leidet nie allein. Auch ein Trost.
Machen: wegfahren
Du siehst deinen Expartner nicht mehr, aber das Fernsehgerät, in das ihr an diesigen Samstagen gestarrt habt. Du hörst ihn nicht mehr, aber das Haus knarzt und klickt die gleichen Melodien wie in den Momenten, in denen ihr schweigend nebeneinander lagt. Du riechst ihn nicht mehr, aber irgendwie doch. Gegenmittel: Kilometer, viele. Keines der 360 Grad um dich herum soll dich erinnern.
»Man kann seinen Liebeskummer nicht durch einen einfachen Trick aus der Welt schaffen«, sagt der Sexualforscher Starke. Denn dummerweise erinnert dich jeder der 360 Grade daran, dass du etwas vergessen willst. Schlimmer noch: Der Mittelpunkt bleibt immer da. Also du. Egal, wie weit du fliegst, deinen Kopf und dein Herz nimmst du mit. Reisen, um mal rauszukommen, geht gut; reisen, um ganz rauszukommen, geht nicht. Vielleicht ist das aber nicht schlimm. »Wer Liebeskummer hat, beweist ja, dass er liebesfähig ist«, sagt Starke.
Machen: Spuren beseitigen
Laut einer Umfrage der Agentur Parship heben sieben Prozent der Expartner bestimmte Gegenstände auf, die an die verflossene Liebe erinnern. Das sollten die anderen 93 Prozent auch tun. Aber: Kein werdender Nichtraucher stellt sich Zigaretten auf den Nachttisch. Also nimm du das Foto von euch beiden da runter. Und wirf es in einen Karton, zusammen mitden alten Briefen, dem vergessenen T-Shirt, der gemeinsamen Lieblings-CD ? Oder spende es dem »Museum der gebrochenen Herzen« in Zagreb, das genau solche Dinge zu Exponaten macht (brokenships.com).
Aber nicht:
Bevor du den ganzen Karton in die Flammen wirfst, mach dir klar, dass du dich irgendwann nur mit Mühe an die Einzelheiten von heute erinnern wirst. Und dann wird der Verlust von Souvenirs aus dieser Beziehung schlimmer sein als der Verlust der Beziehung selbst.
Machen: Kontakt halten
Vielleicht bist du in der Beziehung mit deinem Expartner krank geworden, aber dann ist die Krankheit in aller Regel die Beziehung, nicht der Expartner. Den Kontakt zu halten, trägt oft zur Genesung bei: Es hat ja seine Gründe, warum diese Liebe gescheitert ist. Und indem du dich - gelegentlich und dosiert - dem Expartner aussetzt, wirst du an diese Gründe erinnert: Ach ja, dieses Genörgel, ach stimmt, diese Tranigkeit, ach je, diese Stimme. Das schützt dich davor, die Beziehung zu verklären. Es kann aber passieren, dass dieser heilsame Effekt ausbleibt. Dann wird der Kontakt zum Ex eine Selbstverletzung. Doris Wolf rät sogar grundsätzlich davon ab: »Entweder der frühere Partner ist nett, dann bekommt man erneut Hoffnung. Oder er ist abwehrend, dann fühlt man sich wieder verletzt und hilflos.«
Aber nicht:
Das ist immer, unabhängig von Trunkenheit, Aufenthaltsort sowie Art, Umfang und Inhalt der SMS an die/den Ex, eine schlechte Idee.
Machen: Briefe an den Ex schreiben
Sehnsüchtig und wütend, bittend und verfluchend, voller Liebe, voller Hass: Papier ist nicht nur geduldig, es verzeiht auch alle Launen. Ihm kannst du alles sagen, was du deinem Expartner schon immer sagen wolltest oder zumindest jetzt. Und Brief für Brief wirst du deine/n Ex aus deinem Herzen schieben.
Gut möglich, dass dann ein Brief zurückkommt, sodass du wieder einen schreibst, worauf einer zurückkommt und du ? Dabei sind diese Briefe dazu da, dir den Abschied zu erleichtern, nicht die beendete Beziehung in die Länge zu zerren. Natürlich ist es sehr verlockend, den Expartner jetzt mit hässlichen Beschimpfungen zu strafen, aber für Rache nach der Trennung gilt: Davon träumen ja, sie ausüben nein. Wenn du trotzdem ganz sicher bist, dass dein/e Ex eine Untat verdient hat, dann bitte mit großer Geste - Sekt über den Kopf, Ohrfeige in der Öffentlichkeit, so was.
Machen: lästern
Du musst den Mundgeruch morgens vorm Frühstück nicht länger ertragen. Du musst nicht mehr so tun, als fändest du es aufregend, eine Zunge an deinen Zehen zu spüren. Du musst dir nicht mehr anhören, was für bizarre Schimpfwörter es für »Chef« gibt. Das ist alles gut. Noch besser: Du musst es nicht länger verschweigen. Du kannst die peinlichsten Geheimnisse in die Welt rufen, und keiner ist da, der dir dafür leid tut.
»Lästern hilft kurzfristig«, meint die Psychologin Doris Wolf, »aber langfristig vertreibt man seine Freunde und degradiert sich selbst.« Und mal abgesehen davon, dass der ungehemmte Verrat intimer Absonderlichkeiten nicht sehr nett ist und du dich einmal sehr dafür schämen wirst: Du sprichst hier über jemanden, der mal der wichtigste Mensch in deinem Leben war. Insofern wird sich jeder fragen, warum du, wenn er so schrecklich war, diesen Menschen geliebt hast. Obendrein gibt es ja theoretisch die Möglichkeit, dass ihr wieder zusammenkommt. Und dann fliegt dir dein Geläster von heute richtig um die Ohren.